Hilpoltstein (lkm) Um der Globalisierung ein menschliches Gesicht zu geben, ruft die UN immer wieder eine neue "Weltdekade" aus. Von 2005 bis 2014 richtet sich der Fokus auf die "Bildung für nachhaltige Entwicklung". Bei der Umsetzung des nationalen Aktionsplans ist der Landkreis Roth dabei nun unter den allerersten Kommunen. Denn die Kreis-SPD hat jenen Prozess bei der "1. Rother Bildungskonferenz" im Hilpoltsteiner Hofmeierhaus angestoßen.
Etwa 30 Personen waren dem Aufruf zu der Auftaktveranstaltung gefolgt, die zugleich die letzte Delegiertenversammlung der Kreis-SPD in diesem Jahr darstellte. Doch gemessen an dem "sperrigen Thema", wie dies Referent und Umweltpädagoge Klaus Hübner einräumte, durchaus ein Erfolg. Zumal die Konferenzteilnehmer "zugleich Multiplikatoren sind", wie die SPD-Kreisvorsitzende Christine Rodarius betonte. Denn jene setzten sich nicht nur aus den Reihen der eigenen Partei, sondern auch aus den Reihen des öffentlichen Lebens zusammen. Landrat Herbert Eckstein und seine Stellvertreterin Hannedore Nowotny versprachen ihre "Mithilfe beim Umsetzen vom Papier zur Praxis". Eine Zusage, die den Vorschlägen der Bildungskonferenz galt, die dort aber erst einmal in drei Arbeitskreisen erarbeitet werden wollten. Doch dabei gab es die bestmögliche Schützenhilfe: Denn die Moderatoren der Gruppen waren mit Klaus Hübner, dessen Tochter Sarah Hübner und Barbara Benoist allesamt Verantwortliche im LBV – ein Verband, der die "Bildung für nachhaltige Entwicklung" als Motto selbst verinnerlicht hat. Seine Erzieherinnenweiterbildung "leben–gestalten–lernen" wurde bereits als "offizielles Projekt" der UN-Dekade ausgezeichnet. In den Arbeitsgruppen galt es nun, eine Bestandsaufnahme des Landkreises bezüglich Elementarbildung der Jüngsten in Kindergarten und Familie, Schulwesen sowie Aus- und Weiterbildung zu erstellen sowie Ziele zu formulieren, die sich an der Vorgabe der UN orientieren. Die wiederum hatte die UNESCO beauftragt , für die Mitgliedsstaaten Aktionspläne zu erarbeiten. In bundesdeutschen Nationalkomitee ist Klaus Hübner aktives Mitglied und so freute er sich über die Pionier-Rolle, die dem Landkreis Roth bei der kommunalen Umsetzung zukommt. Die Vision der UN beim Ausrufen der aktuellen Dekade sei es gewesen, für globale Gerechtigkeit einzutreten und den nachkommenden Generationen neue Chancen zu eröffnen – indem angestrebt wird, "jeden an der Bildung teilhaben zu lassen", die sich nicht nur in Wissen, sondern auch im Verhalten positiv äußern soll. Nicht zuletzt sei dabei auch die Förderung sowohl der Kompetenzen als auch des eigenen Standortes im Visier – wie auch die Erkenntnis , dass "Leben und Wachsen Lernen bedeutet". Mit Hübner im nationalen Komitee hat dieses aus 300 "Bewerbern" sich schließlich 30 Institutionen (darunter auch Firmen und Städtetage) "herausgepickt", wie er es selbst nannte, um mit diesen einen Aktionsplan zu erstellen. Einen eben solchen für den Landkreis wird es nun auch bald geben – als Ergebnis der drei Arbeitskreise im Hofmeierhaus. Derjenige von ihnen, der sich um den elementaren Bildungsbereich im Landkreis sorgte, wertete zunächst die bezüglich Träger und Inhalt große Vielfalt der Kindergärten und ähnlicher Einrichtungen sowie deren Partnerschaften etwa zu diversen Firmen als positiv. Eine Gefahr sah der Arbeitskreis durch "Verbildung der Kinder" oder den Mangel an Krippen. Hier soll Abhilfe geschaffen werden, formulierte die Gruppe eines ihrer Ziele: Kleine Strukturen, gelebte Integration und Kostenfreiheit in den Kindergärten lauten die anderen. Der Arbeitskreis "Schule" betonte die bereits funktionierende Vernetzung der pädagogischen Einrichtungen mit Naturschutz-Organisationen und die gute Integration Behinderter. Er bemängelte aber ebenso die "mangelnde Kommunikation" zwischen und innerhalb der Schulen sowie die zu schwache Einbeziehung der Eltern. Zu große Klassen, zu wenig Angebote – so weitere Kritikpunkte. "Mehr Miteinander" und die "räumliche als auch inhaltliche Öffnung" der Schulen sowie die Aufwertung des Nachhaltigkeit-Themas im Unterricht lauteten die Ziele. Offen wies allerdings der Arbeitskreis "Aus- und Weiterbildung" darauf hin, dass der Landkreis von mittelständischen Betrieben geprägt sei, die sich eher um ihre Existenzsicherung als um die Nachhaltigkeit kümmern müssten. Die Möglichkeiten zur Weiterbildung seien im Landkreis sehr gut, wie die Angebote der Volkshochschule zum Beispiel bewiesen. Mit der Darlegung der Ergebnisse "geben wir den Ball an die Politik" erklärte schließlich Hübner mit Blick auf Rodarius, die bestätigte: "...und wir nehmen ihn gerne auf". Das Resultat wird nun gebündelt und an die Konferenzteilnehmer verschickt – danach geht die Suche nach "Verbündeten" los und die schrittweise Umsetzung des "Aktionsplans Roth". Aber dafür habe man ja, so Hübner in Einheit mit Rodarius, "eine Dekade lang Zeit".