Zu einer etwas anderen „öffentlichen Vorstellung“ der drei SPD-Kandidaten für die Bundes-, Landtags- und Bezirkswahl luden die Georgensgmünder Sozialdemokraten ins Bürgerhaus „Krone“.
Den Fragen der beiden Moderatoren, 1. Bürgermeister Ben Schwarz und SPD-Kreisrätin Irene Heckel stellten sich Christian Nürnberger, Sven Ehrhardt und Ursula Klobe. Zur Freude des Ortsvereinsvorsitzenden Manfred Klär folgten rund 80 Besucher der Einladung.
Er habe sich ein neues „Projekt“ vorgenommen, leitet Christian Nürnberger seine kurzweilige Vorstellung ein. Nachdem er 22 Jahre seiner Frau, der bekannten ZDF-Fernsehjournalistin Petra Gerster im Haushalt und bei der Erziehung der Kinder den Rücken freigehalten hat und sich währenddessen als Publizist und Buchautor bundesweit einen Namen machte, möchte er in den nächsten 22 Jahren in der Politik dafür kämpfen, „dass unsere Kinder in einer friedlichen Welt mit in einem gewissen Wohlstand aufwachsen können.“
Den gesellschaftlichen Zusammenhalt sieht der geborene Laufer durch die immer mächtiger werdenden Kapitalmärkte in Gefahr: "Längst leben wir nicht mehr in einer Wertegemeinschaft, sondern in einer Wertpapiergesellschaft. Aus seiner eigenen Erfahrung heraus kritisiert Nürnberger die familienunfreundliche Wirtschaft und fordert verstärkte Anstrengungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, beispielsweise durch flexiblere Arbeitszeitmodelle. Das von der CSU forcierte Betreuungsgeld lehnt der zweifache Vater ab: „Wahlfreiheit hätte für mich vielmehr bedeutet, dass es mir möglich gewesen wäre, wieder in meinen alten Job zurück zu gehen.“
Vom Alter her sein Sohn könnte der 24-jährige SPD-Landtagskandidat Sven Ehrhardt sein. „Wir ergänzen uns ideal und verbinden Generationen“, findet beispielsweise Christian Nürnberger. „Wir brauchen junge Menschen in der Politik“.
Von einem „sportlichen Wahlprogramm“ sprach Heckel auch, als sie Ehrhardt nach seinem derzeitigen Tagesablauf interviewte. „Ich bin eigentlich immer in Bewegung. Egal ob auf einer meiner 100 Hausbesuchstouren, bei Firmenbesichtigungen oder auf Veranstaltungsbesuchen. Quasi „nebenbei“ managt Ehrhardt, der im Sommer seinen ersten Universitätsabschluss erworben hat, eine Beschäftigung bei der LEONI AG, einen Marketing-Master und natürlich seinen Sport und Engagement bei der AWO.
Auf die Frage nach seinen politischen Zielen sagt er, dass Bildung nicht nur auf die reine Wissensvermittlung reduziert werden dürfe, sondern auch Werteerziehung und soziale Kompetenzen erfordere. Ehrhardt sprach sich vehement gegen Schulen als „Lernfabriken“ und für den Erhalt wohnortnaher Schulen zur Förderung der Attraktivität ländlicher Regionen aus. Damit traf er beim Moderator, Georgensgmünds 1. Bürgermeister Ben Schwarz einen Nerv, der wie Ehrhardt die bayerische Staatsregierung für die Mittelschulreform kritisierte.
Viel bewegen möchte auch die Dritte im Bunde der Kandidaten, Thalmässings 2. Bürgermeisterin Ursula Klobe, die im Herbst in den mittelfränkischen Bezirkstag einziehen will. „Als Kostenträger nimmt der Bezirk gerade im sozialen Bereich sehr wichtige Aufgaben war.“ Durch ihre mehrjährige Tätigkeit als Gruppenleiterin bei Regens-Wagner in Zell möchte die heute selbstständige Gärtnermeisterin auch ihre persönliche Berufserfahrung mit in die Waagschale werfen. Besonders wichtiges Anliegen ist der Kreisrätin auch der Erhalt der fränkischen Kulturlandschaft und die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe, beispielsweise durch die Unterstützung von Direktvermarktern.
Damit sprach sie wiederum Bundestagskandidaten Christian Nürnberger aus der Seele, der in der Wirtschaft eine "Reform von unten“ forderte. Mit Genossenschaften, Dorfläden und Energieversorgung in Bürgerhand könnten die „Machtverhältnisse“ in Deutschland wieder gerade gerückt werden und in die Hand der Bevölkerung gelegt werden. In ihrem Abschlussstatement betonte Klobe die Bedeutung der hiesigen Landwirtschaft auch in Sachen Verbraucherschutz: „Bei unseren Bauern wissen wir, was in den Produkten steckt“.
In der abschließenden Diskussion mit den Besuchern wurden die Kandidaten unter anderem auch zu ihrer Haltung zu den Hartz-Reformen befragt. Nürnberger sah insbesondere bei den Themen Eindämmung der Leiharbeit und Mindestlohn Handlungsbedarf. Für Ehrhardt geht die „Rente mit 67“ in manchen Branchen an der „Lebenswirklichkeit“ vorbei.
Zum Abschluss der Veranstaltung appellierte der Georgensgmünder SPD-Ortsvereinsvorsitzende Manfred Klär an die Gäste aus der Bevölkerung:
„Gehen Sie im Herbst unbedingt wählen.“