Die Fußball-EM und Sill Optics

18. Juni 2008

Möglicherweise haben es Millionen von Fußballfans an den Bildschirmen der Wendelsteiner Firma Sill Optics zu verdanken, wenn sie besondere Bilder von den Torschüssen bei der Europameisterschaft zu sehen bekommen: Die UEFA suchte kurzfristig nach einem Hersteller, der ihnen ein Objektiv bauen sollte für eine spezielle Torkamera, die ins Tornetz gehängt wird - und fand sie bei Sill Optics. Dank des Könnens und des vollen Einsatzes seiner Mitarbeiter, auch an den Wochenenden, schafften sie das schier Unmögliche und präsentierten pünktlich die Sonderanfertigung. Gestestet natürlich im eigenen Fotostudio, wo sich der Chef von der Qualität seiner Erzeugnisse gleich selbst überzeugen kann.

SPD-Delegation begeistert von Philosophie Berndt Zingrebe, seit 1994 Leiter der Firma Sill Optics in Wendelstein, ist ein Musterbeispiel dafür, wie man ein in der Region fest verwurzeltes, traditionelles Familienunternehmen führe und sich gleichzeitig in der globalisierten Welt erfolgreich behaupten kann. Von Outsourcen hält er nichts und wird auch weiterhin am Standort produzieren.

Das hörten seine Gäste vom SPD- Kreisverband Roth mit Landrat Herbert Eckstein an der Spitze natürlich gerne. Mit ihm informierten sich seine Stellvertreterin Hannedore Nowotny, die Fraktionsvorsitzende im Kreistag und Landtagskandidatin Christine Rodarius sowie die Kreisräte Irene Heckel und Klaus Vogel über eines der wenigen mittelständischen Unternehmen in Deutschland, das sich auf die Herstellung optischer Komponenten spezialisiert hat. „Haben Hauptschüler Chancen bei Sill Optics? Gibt es eine Zusammenarbeit mit den Berufsschulen und anderen Schulen vor Ort? Werden Ihre Azubis auch übernommen? Wie ist der weibliche Beschäftigtenanteil?“

100 % made in Germany Mit seiner Philosophie: „100% made in Germany, wir setzen auf beste Qualität, gefertigt im eigenen Haus“ hat der Geschäftsführer Berndt Zingrebe schon viele der Fragen beantwortet. Von seiner Standorttreue und den sicheren Arbeitsplätzen profitieren nicht nur die Kommune und die erwachsenen Arbeitnehmer, sondern auch junge Menschen der Region. Allein heuer stellt die Firma wieder acht Jugendliche aus Haupt- und Realschulen ein, die zu Industriekaufleuten, Feinoptiker, Industriemechaniker und Mechatroniker ausgebildet werden. Darüber hinaus bietet Sill Optics Praktikumsplätze für Ingenieure. Bei der Zusammenarbeit zwischen den Schulen und den Betrieben in der Metropolregion wünscht sich Zingrebe allerdings noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Anfänge sind gemacht mit einem Ausbildungsverbund, in dem Partnerfirmen jeweils einen Teil der Ausbildung abdecken. Die meisten der Auszubildenden werden übernommen, denn der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern steigt ständig mit den Beschäftigtenzahlen. Zurzeit arbeiten rund 135 Mitarbeiter bei Sill Optics. Die Hälfte des jungen Teams ist weiblich. Soziale Verantwortung ist für den gebürtigen Göttinger kein Lippenbekenntnis, denn 2004 übernahm er die insolvente Optolyth Optik aus Oed /Kreis Amberg und gliederte sie in seinem Stammsitz im Wendelsteiner Gewerbezentrum ein. 16 Arbeitsplätze konnten so erhalten werden.

Für seine strikte Ablehnung einer Verlegung der Produktion ins Ausland hat der Chef gute Gründe. „Wir würden mit einer Auslagerung auf Flexibilität verzichten und Technologie aus der Hand geben, die wir lieber im Land behalten“. Im Unternehmen herrscht sehr gutes Betriebsklima. Berndt Zingrebe lässt es sich nicht nehmen, jeden Morgen durch Büros und Hallen zu gehen und seinen rund 135 Beschäftigten einen guten Morgen zu wünschen. Die Arbeits- und Ausbildungsplätze in dem High Tech - Betrieb sind begehrt. Insgesamt rund 220 000 Linsen in allen Größen von 4 – 500 mm für die Laser-, Medizin- und Messtechnik Größe verlassen alljährlich die Fertigung und gehen in alle Welt.

Nicht nur bei der Europameisterschaft kann sich Berndt Zingrebe entspannt zurücklehnen und sich auf die Bilder aus „seiner“ Kamera freuen, sondern auch die Nachfolge im Betrieb ist durch Sohn Guido und Tochter Sonja Marthold gesichert, die beide bereits als Leiter der Prototypenentwicklung und der Finanzbuchhaltung Verantwortung tragen.

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