Dem Asylcafé in der Gemeinschaftsunterkunft am Sieh-dich-für-Weg in Roth hat Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD) Mittwochabend einen Besuch abgestattet.
Auf ihrer politischen Tour durch Mittelfranken nahm sich die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung knapp eine Stunde Zeit, die Sorgen der ehrenamtlichen Asylhelfer anzuhören. „Es macht mich ein Stück stolz und froh, dass ich so viele Menschen kennenlernen darf, die sich unglaublich engagieren“, sagte Özoguz.
Auf Stippvisite im Asylcafé (PDF, 78 kB)
Sie kam fast eine Dreiviertelstunde später als angekündigt und ging dann händeschüttelnd durch die Reihen des Asylcafés, das einmal wöchentlich als Begegnungsstätte zwischen Asylbewerbern und Einheimischen dient. Dieses Mal war es dank der vielen Kommunalpolitiker sowie dem SPD-Landtagsabgeordneten und bayerischen Oppositionsführer Markus Rinderspacher, die gekommen waren, außergewöhnlich gut besucht. Özoguz schüttelte viele Hände, bevor sie zu einer kurzen Rede ansetzte. „Ich bin dankbar, dass ich eingeladen werde und vor Ort Einblicke bekomme“, stellte sie fest.
Die Ehrenamtlichen des Helferkreises Asyl freuten sich, der Staatsministerin ihre Sicht der Dinge mit auf den Weg zu geben. Dank des Rückhalts durch die Kommunalpolitik, dank vieler Spenden und Helfer laufe die Arbeit sehr gut, betonte Edgar Griese, einer der beiden Sprecher des Helferkreises.
Doch Hürden gebe es trotzdem genug: Ein ganz massives Problem sei der Wohnungsmarkt. In der Gemeinschaftsunterkunft in Roth leben zwölf anerkannte Asylbewerber, die längst ausziehen müssten. „Der Wohnungsmarkt ist aber leer gefegt“, fügte die ehrenamtliche Helferin Hildegard Genniges an. „Auch Deutsche finden keine Wohnungen.“ Sie plädierte deshalb dafür, ein „Konjunkturprogramm“ in Form von Sozialwohnungsbauten aufzulegen. „Und nicht nur für Flüchtlinge.“ Das sei der Knackpunkt, wenn man Menschen helfen wolle, sich zu integrieren.
Ein weiteres Problem: die Arbeitsplatzsuche für Asylbewerber, und das gleich aus mehreren Gründen. „Ohne Führerschein ist es schwierig, einen Job zu kriegen“, stellte Edgar Griese fest. Doch die Führerscheinbögen für die Prüfung gebe es nicht auf Arabisch, man müsse schon sehr gut Deutsch sprechen, um dann zu bestehen, betonte der ehrenamtliche Helfer. Es gebe sogar Fälle, in denen die Asylbewerber selbst einen Job gefunden hätten, dann aber vom Arbeitsamt abgelehnt worden seien. Und ohne Job finde man auch keine Wohnung. Ein Teufelskreis.
Leonhard Weiß, der zweite Sprecher des Helferkreises, plädierte zudem dafür, dass die Ausbildung eines Asylbewerbers nicht durch dessen Abschiebung unterbrochen werden dürfe. Die Betriebe müssten hier Sicherheit haben, sie würden schließlich viel investieren, sagte Weiß. „Den Fachkräftemangel spüren wir ja schon“, entgegnete Özoguz. Bei solchen Problemen müsse man Klarheit schaffen, „wir ziehen hier schon an einem Strang“.
Die Helfer wünschten sich außerdem noch mehr Sprachkurse, die am besten verpflichtend sein sollten, sowie einheitliche Unterrichtsmaterialien. „Das Problem bei Lehrstellen ist die deutsche Sprache, die wird einfach gebraucht in der Berufsschule“, machte Oskar Winkler deutlich, der selbst ehrenamtlich Deutsch unterrichtet. „Beim Deutschlernen müssen wir am meisten ansetzen.“ Özoguz erklärte, dass „alle Deutsch lernen wollen“. Das Problem sei vielmehr: „Die Deutschkurse sind überfüllt.“
„Als wohlhabendes Land wollen wir helfen“, betonte Özoguz bei ihrem Besuch in Roth. Hildegard Genniges übte trotzdem Kritik an der deutschen Politik. „Es ist nach wie vor eine Schande, dass wir nicht in der Lage sind, Syrer in der zehnfachen, ja in der fünzigfachen Menge aufzunehmen“, sagte sie. Man müsse ihnen Weg und Einreise erleichtern. „Es geht um Menschen, die sonst umkommen.“
Von Monika Meyer
Bericht des Hilpoltsteiner Kuriers
Text und Bild mit freundlicher Genehmigung des Hilpoltsteiner Kuriers