Die Stromtrasse ist nicht vom Himmel gefallen, sondern wurde mit Beteiligung der CSU beschlossen.
Ein Artikel von Christine Rodarius
Zugegeben: Das Szenario in der Nürnberger Meistersingerhalle Ende Januar hat Erinnerungen an den Widerstand gegen Wackersdorf geweckt. Der Protest gegen die geplante Mega-Stromtrasse quer durchs Land treibt die Bürger auf die Straße.
Um in den nächsten 10 Jahren das Abschalten der Atomkraftwerke „aufzufangen“, sieht der neue Bundesnetzentwicklungsplan (www.netzentwicklungsplan.de) vor, dass 4 lange Stromautobahnen quer durch Deutschland gebaut werden. Verbunden mit ungeheuren Kosten und noch nicht bekannten gesundheitlichen Auswirkungen für Mensch und Tier.
In unserer Region handelt es sich um die Mega-Strom-Passage vom sächsischen Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) bis nach Meitingen (Bayern).
Die geplante Gleichstrompassage Süd-Ost, die quer durch Bayern – auch durch Mittelfranken (sowie durch den Landkreis Roth [Hilpoltstein, Thalmässing, Greding]) – gehen soll, schlägt vor Ort hohe Wogen. Die Bürgerinnen und Bürger haben zu Recht Angst vor Gesundheitsschäden. Und sie wollen ihre Landschaft nicht von 75 m hohen Strommasten verschandelt wissen. Die Notwendigkeit dieser Stromtrasse wurde bislang nicht nachvollziehbar begründet. Der Hilpoltsteiner SPD geht es NICHT um das Floriansprinzip!
Renommierte Wissenschaftler hegen daran erhebliche Zweifel, u.a. Prof. Dr. Jarass der RheinMain-Hochschule sowie Prof. Christian von Hirschhausen, Leiter des Forschungsbereichs Energie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Das DIW kommt nach verschiedenen Analysen in den letzten zwei Jahren zu dem Schluss, dass die Kraftwerks- und Leitungskapazitäten in Süddeutschland und Österreich ausreichen, um Bayern mit Strom zu versorgen – auch wenn alle bayerischen Atomkraftwerke vom Netz gegangen sind.
Wird mit diesem Neu-/ Ausbau nicht eher das Bestreben der Kommunen konterkariert, auf die regionale regenerative Energiegewinnung zu setzen? Viele von der Stromtrasse betroffene Landkreise haben die Energiewende auf regionaler Ebene vorangetrieben und wollen den hohen Anteil an regenerativen Energien, die aus der Region für die Region bereitgestellt werden, ausbauen. Dafür müssten die Netze ausreichen!
Uns geht es nicht darum, wo die „Gleichstrompassage Süd-Ost“ verlaufen wird. Wir wollen keine Gemeinde gegen die andere ausspielen – nach dem Floriansprinzip: Strommasten ja, aber bitte nicht vor meiner Tür. Erst mal geht’s um: Notwendig? Ja oder Nein?
10 bzw. 40 Kilometer vom Einspeisepunkt in Lauchstädt befinden sich zwei Braunkohlekraftwerke (Lippendorf und Schkopau). Der Zielpunkt der Trasse in Meitingen liegt unmittelbar vor den Toren eines Stahlwerks und 35 Kilometer vom Atomkraftwerk Gundremmingen entfernt. 2021, also pünktlich zur geplanten Einweihung der HGÜ-Trasse, soll dieses Kraftwerk stillgelegt werden. Schuft, wer Böses denkt: Dient die neue Leitung nicht dazu, den ausfallenden Atomstrom durch schmutzigen Braunkohlestrom zu ersetzen? Dass die Trasse tatsächlich für die Energiewende notwendig ist, ist noch nicht belegt.
Christine Rodarius, Stadträtin Hilpoltstein / Kreisrätin LK Roth
Fotos: Heinz Tschabrunn