WASSERZELL - Auf Einladung des Bund deutscher Milchviehhalter (BDM) besuchte eine Delegation Sozialdemokraten aus dem Landkreis den Hof der Familie Beyer im Spalter Ortsteil Wasserzell, um sich im Vorfeld der anstehenden Wahlen zu Positionen in der Agrarpolitik auszutauschen.
Jürgen Beyer, der den Hof gemeinsam mit seiner Frau Rosi und seiner Mutter Stilla bewirtschaftet, stellte zunächst die 120 jährige Entwicklung des Betriebs vor. Im Stall stehen derzeit 70 Milchkühe und weibliche 60 Tiere zur Nachzucht. In den letzten Jahrzehnten habe sich der Hof immer weiter vergrößern müssen.
BDM-Kreisvorsitzender Manfred Gilch sah den Hof in Wasserzell als „Paradebeispiel für die Entwicklung der Landwirtschaft“. Der Milchpreis-verfall und die immer größer werdende Marktkonzentration bei den Molkereien und dem Handel führe zu einem verstärkten Wachstumsdruck der Betriebe in der Landwirtschaft, kleinere Bauernhöfe hätten langfristig keine Chance mehr zu bestehen.
Roths 3. Bürgermeister Hans Raithel sieht diese Aussichten ebenfalls kritisch: „Es ist gerade die Vielfalt, die den Reiz unserer Landschaft ausmacht." Die beiden SPD-Kreisrätinnen Irene Heckel und Ute Mahl sahen hier zum einen die Verbraucher gefordert. Sie können gegensteuern mit dem Kauf regional erzeugter Lebensmitteln anstatt der Produkte aus der Agrarindustrie. Aber vor allem sei die Politik hier gefragt, so die Bezirkslistenkandidatin Mahl. Für Heckel sind es die Kommunalpolitik und besonders Landrat Herbert Eckstein, die sich mit der Initiative "Original Regional" für die heimische Landwirt-schaft einsetzen. „Wir brauchen aber auch dringend eine Neuausrichtung der europäischen Agrarpolitik, weg von der reinen Exportausrichtung auf immer mehr, immer billiger“ forderte Gilch.
Die Milchproduktion müsse sich stattdessen gezielt nach der Nachfrage in Europa selbst und nicht mehr, nur nach den Exportmöglichkeiten weltweit richten. Das würde auch für die Milchbetriebe gerechtere Entlohnung für ihre Erzeugnisse bedeuten. Mit einer Produktion nach Bedarf könnten die Milchbetriebe gerechtere Preise für ihre Erzeugnisse erzielen, die derzeit weit unter den Produktionskosten liegen und von den Landwirtsfamilien aufgefangen werden müssen. Profitieren werden damit auch die Verbraucher und die Umwelt.
Der SPD-Kreisvorsitzende und Landtagskandidat Sven Ehrhardt machte deutlich, dass die Forderung der SPD „Guter Lohn für gute Arbeit“ auch für die Landwirtschaft gelte: „Wenn wir zurecht einen gesetzlichen Mindest- lohn fordern, müssen wir auch Sorge tragen, dass unsere heimischen Landwirte gerecht bezahlt werden. Ihr Einsatz für die Ernährung, als Landschaftspfleger oder auch als Erzeuger nachwachsender Rohstoffe und vielen anderen Bereichen ist für uns alle unersetzlich".