„Fühlt sich an wie Pfirsichhaut“ stellten die Mitglieder der SPD- Kreistagsfraktion bei der ersten Bekanntschaft mit einem Produkt der Gmünder Firma TroFilms fest. Bürgermeister Ben Schwarz weiß, dass kaum jemand über die Produkte der Firma im Gmünder Gewerbezentrum Bescheid weiß und freute sich über den Besuch der SPD Kreistagsfraktion in einer der Vorzeigefirmen seiner Gemeinde. Hier werden Folien für Druckerzeugnisse der grafischen Industrie beschichtet. Geschäftsführer Ralf Troyer ist sich bewusst, dass heute digitale Medien die schnelle Information, den Konsum oder die Unterhaltung beherrschen. Er nutzt sie selbstverständlich, aber er weiß auch, „dass sie unser Bedürfnis nach greifbarer und spürbarer Schönheit von Dingen nie ersetzen werden können.“ Deshalb legt er besonders Wert auf die Oberflächen. Kaschierfolien sind in unzähligen Produkten verarbeitet. Im Gegensatz zu früher, wo jeder Papierbogen einzeln nach dem Kaschieren beschichtet werden musste, hat Troyer die Folienherstellung industrialisiert, indem er viele komplette Arbeitsschritte neu konzipiert hat. So kann er hauchdünne, beste kratz- und reißfeste Folien für die grafische Industrie zu wesentlich günstigeren Bedingungen liefern. Das Produkt beeindruckt: Seine Folien sind viermal dünner als ein menschliches Haar und tausendmal reißfester als Papier in gleicher Stärke auf. Durch den ständigen engen Kontakt mit Kunden, Händlern und Lieferanten kennt er deren Bedürfnisse genau. Die Qualität aller Folien überwacht das hauseigene Labor, das inzwischen auch von Externen genutzt wird.
„I kann besser Englisch als Hochdeutsch, unsere Geschäftssprache hier ist Englisch.“ lacht der gebürtige Württemberger. Hinter der scherzhaften Bemerkung steht aber auch die weltweite Vernetzung, die der gelernte Stuckateur, Groß- und Einzelhandelskaufmann pflegt, besonders mit chinesischen Partnern und auf internationalen Messen. Zur Folie kam er durch Ferienarbeit in dem Betrieb, bei dem sein Bruder arbeitete. Aus dem Ferienjob wurden 20 Jahre Tätigkeit, die ihn zum erklärten Fachmann für Kaschierfolien machten, von der Aushilfe bis zum Geschäftsführer des eigenen Unternehmens mit rund 30 Beschäftigten. Das Durchschnittsalter der „jungen Truppe“ liegt bei Ende 20, fast alle sind aus Gmünd und Umgebung. Der erste Eindruck zählt bei Troyer bei der Auswahl seiner Beschäftigten: „Wir gliedern Langzeitarbeitslose ein, beschäftigen ehemalige Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen, Quereinsteiger, ungelernte und natürlich gelernte Kräfte“ fasst Troyer zusammen. TroFilms bildet Industriekaufleute aus und wird ab Herbst auch eine Lehrstelle für Maschinen- und Anlagenführer besetzen.
Für Christine Rodarius, die Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten im Rother Kreistag, ist TroFilms ein hervorragendes Beispiel für die Lebensqualität in der Region, wirtschaftsfreundliches Klima und innovative Unternehmen. Die Frage, wie er nach Georgensgmünd gekommen sei, beantwortet Geschäftsführer Ralf Troyer spontan und präzise: „Ich habe hier eine Heimat gefunden. Es stimmt alles: Die Infrastruktur, die Verkehrsanbindung, die Nähe zum Flughafen Nürnberg, der hohe Naherholungsfaktor, und die hilfsbereiten Nachbarn, die gerne mal aushelfen, wenn man mal was Bestimmtes braucht. Für die Betriebsansiedlung und Weiterentwicklung seiner Firma fand er ideale Bedingungen vor, sowohl von Gemeindeseite als auch vom Landkreis. Besonders die Unternehmerfabrik sei eine vorbildliche Einrichtung. Rein zufällig wurde er bei einem Bankbesuch durch ein Hinweisschild auf Karl Scheuerlein aufmerksam und beschloss kurzerhand, sich diese „Fabrik“ mal anzusehen. Diese Entscheidung sollte sich als Glücksfall erweisen, denn dann „ging alles ruckzuck.“ Scheuerlein und sein Team stellten sich als kompetente Partner heraus und konnten die richtigen Kontakte sowie ein leer stehendes Firmengebäude vermitteln. Gerade mal anderthalb Jahre lagen zwischen dem ersten Kontakt und dem Start in Georgensgmünd, wo die Produktion im Oktober 2012 in gemieteten Räumen anlief. Schon mit dem ersten Produkt, der kratzfesten Mattfolie TroPROTECT, startete die junge Firma durch. Gerade mal acht Monate nach dem Beginn mit je einer Beschichtungslinie und einer Rollenschneidemaschine, wurde der Dreischichtbetrieb eingeführt. Zwischen dieser Folie und der brandneuen TroFilms PROTECT-X Matt , liegen die Geschichte eines erfolgreichen Unternehmens, der Bau eines neuen Firmengebäudes und viele Auszeichnungen: Bayerischer Gründerpreis 2016, bestes Start UP- Unternehmen, IHK- Gründerpreis und als besondere Anerkennung die Nominierung für den Deutschen Gründerpreis im Jahr 2014.
Text und Foto: Irene Heckel