ROTH - Auch am 77. Jahrestag der so genannten „Reichspogromnacht“ lud der SPD-Kreisverband Roth zu einer „Lichterkette gegen Rechtsextremismus“ auf den Marktplatz der Kreisstadt ein. Rund 150 Personen nahmen daran teil, darunter viele Kinder mit ihren Laternen.
SPD-Kreisvorsitzender Sven Ehrhardt freute sich über die rege Teilnahme, bedauerte aber gleichzeitig, dass in Deutschland wieder einmal brennende Flüchtlingsheime zum traurigen Alltag gehören würden. Nachdenklich und besorgt stimmte ihn zudem, wie abfällig viele Menschen, sogar aus seinem unmittelbaren Umfeld, über Asylbewerber sprechen würden.
Mit Lob bedachte er dafür neben diversen Verbänden und den Kirchen besonders den Asyl-Helferkreisen. Ein Grund mehr für ihn, dass bei dieser Veranstaltung die Helferkreise in den Mittelpunkt gerückt werden sollten.
Stellvertretende Landrätin Hannedore Novotny war stolz, dass das Miteinander in der Kreisstadt und im Landkreis so gut funktionieren würde. Sie bedankte sich speziell beim Asylhelferkreis Roth, dass er den vielen so genannten „Fremden“, die allesamt einen guten Grund für ihre Flucht aus ihren Heimatländer hätten, das Einleben als „Neu-Bürger“ leichter machen würde.
Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer erinnerte an das für die Deutschen schicksalhafte Datum vom 9. November. Er sei froh, dass trotz Flüchtlingskrise die Mehrheit der Bevölkerung „Nein“ zu Fremdenhass sagen würde, und viele Bürgerinnen und Bürger Zeit, Engagement und Herzblut in den Helferkreisen einbringen. Auch er sicherte den vielen freiwilligen Helfern weiterhin seine Unterstützung zu. „Zwischen dem Helferkreis und der Kommune passt kein Blatt Papier“, so der Rathauschef, laut dem die Deutschen den 9. November zum einen zum Erinnern nutzen, aber auch als Chance für das Land begreifen sollten.
Leonhard Weiß vom Asylhelferkreis Roth sprach von einem „beglückenden Gefühl“ angesichts der Tatsache, was man in der Kreisstadt gemeinsam im Helferkreis geleistet habe. „Für mich haben die Flüchtlinge ein Gesicht bekommen“, so Weiß, und gab das Wort weiter an eine dieser „Neubürgerinnen“, die seit eineinhalb Jahren in Roth zu Hause sei.
„Wir alle kamen mit viel Angst an, weil wir uns hier kein bisschen auskannten“, sagte sie. „Ohne den Helferkreis wäre das auch so geblieben und wir wären verloren gewesen“, fuhr sie fort, und als sie allen Helfern ihren herzlichen Dank für deren Unterstützung aussprechen wollte, versagte ihr die Stimme und sie verlor den Kampf mit den Tränen. Es kamen weitere Flüchtlinge zu Wort, die ihre überwiegend positiven Erfahrungen in Roth zum Ausdruck brachten.
Nach dem offiziellen Teil begaben sich viele Teilnehmer ins Seckendorffschloss. Dort wurde die vhs-Ausstellung „Namen statt Nummern“ unter Bezug auf das „Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ eröffnet.
Text mit freundlicher Genehmigung der Roth-Hilpoltsteiner-Volkszeitung