Schluss mit ständigem Schulsterben auf dem Land! Kleinere Klassen, der Erhalt wohnortnaher Schulen, längeres gemeinsames Lernen und der Ausbau von Ganztagesangeboten – diese (Mindest)forderungen an die bayerische Bildungspolitik verbinden den BLLV und die SPD im Kreis Roth, betont die SPD-Kreisvorsitzende Christine Rodarius nach einem Gespräch mit Vertretern des BLLV Kreisverbandes. Sie fordert auch die Möglichkeit, dass Sachaufwandsträger, Schulen und Eltern ein für sich maßgeschneidertes, flexibles Konzept entwickeln können. Optimal wäre, wenn Schule, Gesellschaft, die Kommune und auch die Wirtschaft sich als „Netzwerk der Bildung“ verstünden.
Schulstandorte im Landkreis in Gefahr Alarmstufe rot für etliche Schulstandorte – so lautet die Prognose von Heinrich Abt, Kreisvorsitzender des BLLV-Kreises Hilpoltstein und Rektor der Hauptschule Hilpoltstein, für die Zukunft der Hauptschulen im Landkreis auf einen kurzen Nenner gebracht. „Erst Abschaffung aller Teilhauptschulen. Die Schule im Dorf gibt es fast nicht mehr – und der Weg setzt sich fort. In acht Jahren werden wir im Landkreis Roth nur noch etwa halb so viele Schüler haben wie zum jetzigen Zeitpunkt. Das kann die Schließung von sechs Hauptschulen innerhalb der nächsten zehn Jahre bedeuten. Hauptschulstandorte wie Heideck, Thalmässing, Büchenbach, Abenberg und Spalt müssen schon jetzt um ihren Bestand fürchten, dagegen bleiben nur drei mögliche Standorte für Hauptschulen mit M-Zug,“ erläutert er den Gespräch-steilnehmern.
„Die Hauptschule ist in ihrer jetzigen Form auch im Landkreis Roth ein Auslaufmodell“, in dieser Einschätzung war sich Hermann Wölfle, der Kreisvorsitzende des BLLV Roth, und selbst Rektor an der Grundschule in Eckersmühlen, mit Heinrich Abt einig.
Grundsätzlich nichts Neues. Nur leider würden die sinkenden Schülerzahlen nicht als Chance genutzt. Wölfle und Abt sind mit der SPD-Delegation um Christine Rodarius einer Meinung: Für eine Hauptschule mit Zukunft müssen die Weichen klarer und schneller gestellt werden: Dazu gehört ein verstärktes Ganztagsangebot. Dazu gehören kleinere Klassen mit besserer Förderung. „Auch der BLLV fordert eine sofortige Reduzierung der Klassen auf maximal 25 SchülerInnen“, unterstreicht Wölfle. Dazu gehört selbstverständlich längeres gemeinsames Lernen. Dazu gehört mehr Schulsozialarbeit . Und dazu gehören mehr Lehrerstunden.
Sparen zu Lasten von Kindern und LehrerInnen Die Realität sieht anders aus: Leider, so Hermann Wölfle, müssten die geringeren Schülerzahlen weiter für Sparzwecke bei Lehrer- und Verwaltungsstunden herhalten. Von den vom bayerischen Kultusminister angekündigten Klassenstärken von 25 ist man mit tatsächlich 30 und mehr Schülern immer noch weit entfernt.
Ohne geeignete Gegenmaßnahmen werde die Zahl der Schließungen von Hauptschulen in den nächsten Jahren weiter voranschreiten, „Längere Schulwege für immer mehr Schüler sind nur der eine Teil“, gibt Wölfle zu bedenken. „Gemeinden verlieren mit den Schule aber auch ein soziales Zentrum und werden weniger attraktiv als Wirtschaftsstandort“, fügt Rodarius hinzu, denn „junge Familien suchen ihren Wohnort auch nach den Schulstandorten aus.“
Mehr Kommunikation und passgenaue Modelle für die einzelnen Standorte Die Schulleiter haben auch klare Wünsche an die Kommunalpoliitker: „Wir brauchen eine stärkere Kommunikation untereinander. Jeder muss über seinen eigenen Tellerrand hinaus schauen. Verschiedene Modelle an den Schulen z.B. in Allersberg, Hilpoltstein oder Thalmässing beweisen doch die Zukunft der Angebote über die jeweiligen Schulsprengel hinaus“, verdeutlicht Hermann Wölfle seinen Appell. Folgerichtig müsse man auch die Auflösung der Sprengel diskutieren, was auch bessere Fahrmöglichkeiten mit sich bringen würde. „Das könnte man auch in einer Modellschule in der Zusammenarbeit mehrerer Schulen erreichen“, fassen die Pädagogen ihre Wünsche zusammen.
Nicht nur den regelmäßigen Erfahrungsaustausch über den eigenen Standort hinaus, sondern auch die verstärkte Zusammenarbeit mit den Eltern erachtet Christine Rodarius als weiteren wichtigen Punkt und fordert auch die Eltern auf, sich einzumischen und mitzumachen. „Es geht immerhin um die Zukunft unserer Kinder“.
Ob Regionalschulen das Konzept der Zukunft sind, welche Wege andere Landkreise gehen, um sich als Bildungsstandort zu positionieren – darüber wollen SPD und BLLV in weiteren Gesprächsrunden diskutieren.