„Überall da, wo Probleme vor Ort gelöst werden können, ist die Welt noch in Ordnung. Was machbar ist, wird getan, gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen. Alle Probleme, die nicht gelöst werden können, werden im wesentlichen woanders verursacht“, auf diesen kurzen Nenner brachte BRK-Geschäftsführer Rainer Braun mit Blick auf Landes- und Bundespoli-tik zu Beginn der gemeinsamen Sitzung mit dem SPD Kreisverband Roth seinen Eindruck. Alle Beteiligten einig: solche Dialoge sind unverzichtbar und sollen fort gesetzt werden. Das Verständnis für die Sorgen der jeweiligen Verbände und die Anerkennung ihrer Arbeit wachse dabei
Und „ohne die hundert Tausende untentgeltlich geleisteten Stunden der vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen könnten wir die Vielfalt an sozialen Aufgaben überhaupt nicht gewährleisten“.
Kein einziger Ehrenamtlicher verdrängt einen Hauptamtlichen Im Gegenteil: beide profitieren voneinander. Die Fusion beider Kreisverbände Weißenburg-Gunzenhausen und Roth-Schwabach zum jetzigen Kreisverband Südfranken nannte Braun erfolgreich. Als Schlüssel des Erfolgs bezeichnete er die Tatsache, dass diese Fusion „keine Kopfgeburt war, sondern sehr sorgfältig vorbereitet wurde.“ Der Kreisverband Südfranken sei jetzt, erläuterte Rainer Braun den Anwesenden, der viertgrößte Verband, größer als Nürnberg und Würzburg. Mit neun Rettungswachen und weit über 100 Mitarbeitern verfüge der Kreisverband über den zweitgrößte Rettungsdienstverbund in Bayern. Einen „Fusionsschmerz“ habe es zu keiner Zeit gegeben, allein die Fläche, die zu überwinden sei, sei immens groß, man arbeite in fast allen Bereichen an der Grenze.
Neue Aufgaben für BRK-Bereitschaft durch Inbetriebnahme der ICE-Strecke Der Kreisbereitschaftsleiter, Hans Raithel: "Die neue Aufgabe, die ICE-Strecke entsprechend abzudecken, kann ein Kreisverband allein gar nicht leisten. Zusammen sindn wir bei den Hilfeleistungen über die Grenzen hinaus schlagkräftiger geworden. Die Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen über den Landkreis Roth hinaus ist sehr zufriedenstellend.
Fränkisches Seenland stellt Wasserwacht vor große Herausforderung
Aus Wasserwachtsicht berichtete Helmut Köhler, mit dem Fränkischen Seenland habe man eine Riesenaufgabe zu erfüllen. In diesem Bereich hätten beide vorherigen Kreisverbände schon immer sehr gut zusammen gearbeitet und die materielle Ausstattung für wasserrechtliche Aufgaben im Verband sei hervorragend. Kritisch werden könnte es in der Erneuerungsphase. Dass es bei der Wasserwacht überhaupt keine Nachwuchsprobleme gebe, liege an den zahlreichen Freibädern und an einigen kleinen Sportbädern in den Gemeinden. Dies könne sich ändern, je mehr der kleinen Sportbäder geschlossen würden. Direkte Nachwuchssorgen plagen den Leiter des Jugendrotkreuzes, Roger Büchner, auch nicht. Die Fusion sei auch im Jugendbereich sehr gut über die Bühne gegangen, auch wenn die zu bedienende Fläche sehr groß sei. Auf dem Programm stünden Erste Hilfe- und Sanitätsausbildungen und Freizeitmaßnahmen.
Kritik an Staatsregierung wegen Kürzung der Gelder für Jugendarbeit
Angeprangert wurde von Seiten der SPD und des BRK, dass die bayerische Staatsregierung rigoros Gelder für die Jugendarbeit und die Bildungsmaßnahmen in allen Jugendbereichen gekürzt habe. Qualität sei nicht zum Nulltarif zu erhalten, gab Peter Löw, der stellvertretende Kreisvorsitzende aus Wendelstein, zu bedenken.
Als „Baustellen“ bezeichnete Rainer Braun die sogenannte Helfergleichstellung, das Bayerische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz, die Novellierung des Rettungsdienstgesetzes und die Integrierte Leitstelle.
Unausgegorenes Kinderbetreuungs- und Bildungsgesetz (BayKiBiG)
In Punkto Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz waren sich Kreisvorsitzende Christine Rodarius, Bürgermeister Richard Erdmann und Rainer Braun einig: „Dieses Gesetz ist an manchen Stellen unausgegoren und hat „starken Nachbesserungsbedarf“. Vor allem, was den sogenannten „Gastkinderanteil“ betreffe. Das Zynische an der Sache: Gerade über Gastkinderkosten werde seit Jahrzehnten debattiert. Dabei sei „freie Wahl des Kindergartens Bundesrecht“, ist Christine Rodarius überzeugt, und damit einklagbar. „Ja,“ stimmt Rainer Braun zu, „aber ausgefochten worden ist es eben noch nicht“. Und so lange werde abgewartet. Und so lange müssten Kinder, ErzieherInnen und Eltern darunter leiden. Dass sich daran etwas ändern muss, darin waren sich alle Beteiligten einig.
Gleichstellung bei "Helfergleichstellung" nötig
„Die „Helfergleichstellung“, erläuterte Rainer Braun, „ist bei der Feuerwehr schon gelöst, während die Rettungsdienste noch hinterher hinken. Wenn Feuerwehr und BRK-Helfer gleichermaßen gefordert sind, gilt für die FW bereits eine Regelung zum Verdienstausfall, was aber nicht für die Rettungsdienste gilt.“ Zu lösen sei das ganze aber nur auf Landesebene. Und hier gelte wie so oft: „das Geld ist nicht da“. Dabei sei abzusehen, dass Katastropheneinsätze immer mehr würden. Vor einem möglichen Wettbewerb im Rettungsdienst warnte Rainer Braun, in den private Anbieter „einbrechen“. Die Gefahr bestehe darin, dass sich die Privaten die „Rosinen raus picken“, während das BRK auch für die Fläche einen Sicherstellungsauftrag habe. Das könne keine Form von Marktöffnung sein, appellierte er an die anwesenden Politiker, sich mit der Thematik auseinander zu setzen.
Keine "Kopf-durch-die-Wand-Lösung für Integrierte Leitstelle Zum Thema „Integrierte Leitstelle“ waren sich alle Beteiligten einig, dass man das laufende Gutachten abwarten wolle. Eine „Kopf-durch-die-Wand-Lösung“ dürfe es nicht geben. Das BRK, so Rainer Braun, habe allen Anlass, „die Sache gelassen auf sich zukommen zu lassen“. Auch Bürgermeister Richard Erdmann und Frakttionssprecher Martin Schoplocher waren überzeugt, dass man „eine Lösung finden wird, mit der alle vor Ort Beteiligten leben können“. Alle Entscheidungen hätten sich bisher dadurch ausgezeichnet, dass man über Parteien und Gebietsgrenzen hinaus gedacht habe.