Das Thema „Pflege“ wird immer komplexer und unüberschaubarer. Die Feststellung der alters- oder krankheitsbedingten Pflegebedürftigkeit ist für Betroffene oder Angehörige meistens eine Ausnahmesituation, in der unzählige Fragen zu klären und schwierige Entscheidungen zu treffen sind. Hilfe sollen Ratsuchende künftig bei so genannten Pflegestützpunkten finden. Um den derzeit bestehenden „Dschungel der Angebote“ transparenter und für Betroffene und deren Angehörige übersichtlicher zu machen, hat das Bundesministerium für Gesundheit im Rahmen der Pflegereform 2008 die Einführung von Pflegestützpunkten beschlossen, jedoch abhängig gemacht vom Errichtungsauftrag der einzelnen Länder.
Wie eine Einrichtung dieser Art arbeitet, wollte die SPD- Kreistagsfraktion von Walburga Dietl wissen, der Leiterin der ZAPf (Zentrale Anlaufstelle für Pflege) in Nürnberg. Dieses Angebot der Nürnberger Pflegeanbieter in Kooperation mit der Stadt funktioniert seit zehn Jahren. Während in einigen Bundesländern derartige Stützpunkte bereits arbeiten, hat das bayerische Sozialministerium noch nicht entscheiden, ob man in Bayern diesen Weg gehen will. Verhandlungen über den Umsetzungsmodus laufen derzeit mit den Hauptpartnern Kas-sen und Kommunen.
Ziel des Gesetzes ist es, Pflegebedürftigen und Angehörigen eine Anlaufstelle zu bieten für alle Fragen, die mit der Pflege zusammen hängen. Dazu ist die Bildung von Netzwerken erforderlich mit Kommunen, Landkreisen, Bezirken, Krankenkassen, Kliniken, Pflegeheimen, den Sozialdiensten sowie den Ehrenamtlichen. Diese umfassende Beratung muss neutral, für Rat Suchende kostenfrei und leicht zugänglich sein.
Bis jetzt berät das Amt für Senioren und Soziales im Landratsamt in Heim- und Pflegeangele-genheiten, und auch die Wohlfahrtsverbände unterhalten Beratungsstrukturen. Das wün-schenswerte Zusammenspiel von Kranken- bzw. Pflegekassen, Pflegeberatern und -anbietern, Sozialhilfeträgern usw. ist nicht immer gegeben, so dass sich Betroffene und An-gehörige oft die Informationen mühsam zusammenklauben müssen. Mit einem Pflegestützpunkt, in dem Kommune und die entsprechenden Stellen zusammenarbeiten, soll den Bürgern der Zugang zu Beratung und Hilfen einfacher gemacht werden. „Das ist dann ein bürgernaher Service“, ist Ottilie Tubel-Wesemeyer vom Amt für Senioren überzeugt.
Weil nicht nur über das „Ob“ entschieden werden müsse, sondern vor der Schaffung eines Pflegestützpunktes zumindest grob auch das „Wie“ der Umsetzungsmodalitäten wichtig ist, begrüßt die SPD-Fraktion die Initiative des Landratsamtes zur Schaffung eines Pflegestützpunkts unter Federführung des Landkreises ausdrücklich. „Wir sind überzeugt, dass dadurch ein Scheitern an Details verhindert werden könnte. Die notwendigen Schritte dazu werden wir politisch begleiten und unterstützen – sobald das bayerische Sozialministerium die Einrichtung von Pflegestützpunkten anordnet“, unterstreicht die Fraktionsvorsitzende Christine Rodarius.