Dass sich baulich einiges am Gymnasium Hip tut und verändert – darüber wurde schon oft in den Medien berichtet. Umso spannender ist dabei, dass sich Lehrer, Landrat, der Kreistag, Schüler und Eltern auf den Weg machen zu neuen pädagogischen Raumkonzepten.
Die Kreistagsfraktion der SPD informierte sich vor Ort über die ersten Veränderungen seit Beginn des Schuljahres 2014/2015.
Die geplante Sanierung bzw. der Um-/Neubau des Gymnasiums Hilpoltstein ermöglicht wegen der neuen räumlichen Möglichkeiten auch Überlegungen in Richtung Lehr- und Lernstil. Ein intensiver Dialog – sowohl im Lehrer-Kollegium, zwischen Eltern und Lehrern, zwischen Schülern und Lehrern und mit den Kommunalpolitikern und den Architekten – hatte ein vielversprechendes Ergebnis: die Schule hat sich für einen „schülerzentrierten Unterricht“ entschieden. Optimierte und wesentlich flexiblere Raumbedingungen sollen den differenzierten Unterricht ermöglichen. Aus Klassenräumen werden Lernräume entstehen, die Individualität und Teamgeist in gleichem Maße fördern.
Die Initiatoren dieser Entwicklung um die StDin Ute Sothmann wollten bereits vor dem Beginn der Sanierungsarbeiten erste Erfahrungen sammeln. „Wir waren sicher, dass die Umsetzung eines solchen pädagogischen Raumkonzeptes nicht nur in Neu- bzw. Erweiterungsbauten möglich ist“, betonten Ute Sothmann und der Schulleiter, Direktor Karlheinz Thoma. Zum Schuljahr 2014/15 wurde ein „Probegang“ im Haus Pestalozzi gestartet. Dafür wurden in den Ferien kleine Änderungen vorgenommen und die Lernräume mit entsprechenden Möbelstücken ausgestattet. Die neuen fünften Klassen prüfen nun gemeinsam mit den Lehrkräften die Lerncluster bzw. Lernlandschaften.
Viele Kollegen waren begeistert, dass „wir sowohl von der Kreisverwaltung als auch vom Landrat und den Kreisräten unterstützt wurden“, so Ute Sothmann. Bereits die ersten Monate hätten überzeugt: „Wir haben das Richtige gemacht“, betont sie. Ebenso wie sie ist auch Schulleiter Karlheinz Thoma sicher, dass „bei dieser Lehr- und Lernmethode die Schülerinnen und Schüler die Gewinner sein werden“. Gefeilt haben an dem pädagogischen Konzept weitere „Überzeugungstäter“ wie die Grundschullotsin Maria Treiber, Christine Engel und Peter Wutschka sowie alle Kollegen und Kolleginnen, die derzeit in der 5. Jahrgangsstufe unterrichten.
Dass der Anteil des selbstständigen Lernens im Verhältnis zum „Frontalunterricht“ gesteigert werden kann, liegt daran, dass die Räume flexibler genutzt werden können, angefangen bei den Tafelwänden bis hin zu beweglichen, kombinierbaren Möbeln. Um die drei Unterrichtsräume herum gruppiert sich als Zentrum die Gemeinschaftszone. Die Unterrichtsräume werden um einen Besprechungs- und Lehrvorbereitungsraum für die Lehrer ergänzt, der auch als Teamstützpunkt dient. Die Gemeinschaftszone wurde sowohl von den Unterrichtsräumen als auch vom Besprechungsraum und vom Flurbereich aus einsehbar gemacht. Die Gemeinschaftszone wird überwiegend zur Differenzierung des Unterrichts genutzt.
Die KreisrätInnen konnten sich beim Rundgang durch die verschiedenen Lehrbereiche davon überzeugen, wie durchdacht das Konzept ist. Markus Mahl und Christine Rodarius, die als Hilpoltsteiner Kreisräte frühzeitig in den Dialog eingebunden waren, bescheinigten den Verantwortlichen „eine gehörige Portion Mut“, sich an die neuen Methoden zu wagen. Der Georgensgmünder Bürgermeister Ben Schwarz hielt „das pädagogische Ziel für anspruchsvoll. Eine Schule, die sich auf den Weg macht, das ist auch ein wichtiger Standortfaktor“. „Ganz nebenbei“ ist während der Konzeptentwicklung auch das neue Leitbild des Gymnasiums entstanden, das sich selbst als Schule mit kulturellem Schwerpunkt und Umweltschule weiter positionieren will.
Die Vertreterin des Elternbeirats, Heike Kalb, brachte die Bewertung auf den Punkt: „Ganz toll finden Eltern und Schüler die Idee der Lernlandschaft. Unser Dialog war erfolgreich. Die Schüler freuen sich über diese Form des Lernens. Die flexiblen Räume machen eine neue Lernkultur möglich. Kinder werden dazu angeregt, selbst tätig zu werden und auszuprobieren. Sie trauen sich auch eher, Neuland zu ertasten“.
Christine Rodarius untermauerte, der beschrittene Weg werde vorbehaltlos von ihrer Fraktion mit getragen: „Bildung wird bei uns im Landkreis immer im Mittelpunkt stehen. Schule muss stärker als bisher nicht nur als Lernort, sondern auch als Lebensort qualifiziert werden. Jeder Schulneubau, aber auch jede Sanierung einer Schule ist eine Investition in die Zukunft – auch in die Realisierung neuer bzw. veränderter Lehr- und Lernmethoden. Wenn irgend möglich, müssen sich Schularchitektur sowie die Ausstattung den neuen Lehr- und Lernformen anpassen. Nicht umgekehrt!“