Überraschung bei der Kreis-SPD: Eckstein führt Liste an

03. Dezember 2019

Die Landkreis-SPD verabschiedet ihre Kreistagsliste. Mit "Turbo" an der Spitze. Den Paukenschlag gibt’s gleich zu Beginn.

"Ich mach’s", sagt Herbert Eckstein. "Ich geh’ mit drauf."

Die Genossen im Georgensgmünder Bürgerhaus springen von ihren Sitzen und klatschen laut und lange. Erstmals in seiner langen politischen Karriere führt der Landrat die Kreistagsliste seiner Partei an.

Und warum? Um der SPD wieder zu etwas mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. Denn die Sozialdemokraten, in Bund und Land stark gebeutelt, haben auch bei der Kreistagswahl am 15. März 2020 einiges zu verlieren.

Noch sind sie im 60-köpfigen Kreistag die zweitgrößte Kraft. 813 000 Stimmen haben sie vor sechs Jahren geholt. Das waren 27,25 Prozent. Das beste "rote" Ergebnis in den 71 bayerischen Landkreisen. Das hat zu 16 Sitzen gereicht. (Anm.: Der 17. Platz wurde nur knapp verfehlt.)

Doch überregional hat der Niedergang der ältesten deutschen Partei zuletzt dramatische Züge angenommen. Bei der bayerischen Landtagswahl 2018 hechelten die Erben von Willy Brandt und Helmut Schmidt hinter CSU, Grünen, Freien Wählern und AfD auf Platz fünf über die Ziellinie. Deshalb wird man die SPD bei der Kreistagswahl 2020 auf dem riesigen Wahlzettel auch nur relativ weit rechts, knapp vor FDP und Linken, finden. Listenplatz fünf.

Eckstein verschafft Aufmerksamkeit

Was die SPD also dort hinten gut gebrauchen kann, das ist Aufmerksamkeit. Und die verschafft den Genossen ein Listenführer Herbert Eckstein ganz gewiss. Vor sechs Jahren wäre Ecksteins Kandidatur rechtlich gar nicht möglich gewesen. Denn als amtierender Landrat kann er ohnehin nicht Kreisrat sein. Aber im Landtag hat die CSU im Februar 2018 mehrere Korrekturen im Kommunalwahlrecht beschlossen. Davon profitiert jetzt auch die SPD, weil sie erstmals auch auf der Liste mit ihrem Landrat punkten und Stimmen sammeln kann.

Natürlich geht es bei der Kreistagswahl auch um Themen. Aber die sind bei allen im Kreistag vertretenden Gruppierungen nicht umstritten: Klinikausbau, Schulsanierungen, Radwegebau. Wer soll da schon dagegen sein? Also sollen, ja müssen es auch für die SPD bekannte Namen richten. Herbert Eckstein ist dabei der "Turbo-Motor", wie ihn die langjährige Fraktionsvorsitzende Christine Rodarius bezeichnet hat.

Auf der Liste finden sich jedoch auch Bürgermeister (Ben Schwarz, Markus Mahl, Robert Pfann, Felix Fröhlich), Altbürgermeister (Richard Erdmann), künftige Ex-Bürgermeister (Werner Bäuerlein), Vielleicht-Bald-Bürgermeister (Susanne König, Maximilian Lindner), Vielleicht-Bald-Bürgermeister-Kandidaten (Jutta Niedermann-Kriegel) und darüber hinaus beruflich alles von der Strahlenmedizinerin bis zum Handwerksmeister. "Eine wirklich tolle Liste", wie Christine Rodarius, der Georgensgmünder Rathauschef Ben Schwarz und der SPD-Kreisvorsitzende Sven Ehrhardt unisono betonten.

"Nicht in Sack und Asche"

Die Genossen vor Ort sind optimistisch, dass sie sich gegen den bundes- und landesweiten Trend stemmen können. "Denn in der Kommunalpolitik haben wir von der SPD schon einiges vorzuweisen", so Ben Schwarz. Das liege an den engagierten Leuten vor Ort, was es gar nicht so einfach gemacht habe, die Liste zusammenzustellen. "Personell haben wir fast ein Luxusproblem", so Schwarz. "Zu viele sehr, sehr gute Bewerber."

Auch die, die schon gewählt sind, müssen "nicht in Sack und Asche gehen", so Fraktionschefin Rodarius. Man sei vor Ort die gestaltende Kraft, stehe für gute, ehrliche, offene Kommunalpolitik. Herbert Eckstein vergaß dabei auch die politische Konkurrenz nicht. Sehr partnerschaftlich gehe man miteinander im Kreistag um. Die Zeiten, in denen sich manchmal alle mittleren und kleinen Fraktionen zusammengetan haben, um eine Mehrheit gegen die CSU zu bilden, sind tatsächlich lange vorbei.

Die Delegierten haben die SPD-Kreistagsliste in geheimer Abstimmung am Ende mit 55:3 Stimmen gebilligt. Die drei Gegenstimmen hängen mutmaßlich auch mit der grundsätzlich gefeierten Kandidatur von Herbert Eckstein zusammen. Dadurch gaben die Sozialdemokraten nämlich ein anderes Prinzip auf: Der "Reißverschluss", also die abwechselnde Listenplatzierung von Männern und Frauen, beginnt diesmal erst ab Listenplatz zwei, weil hinter Eckstein der Georgensgmünder Rathauschef Ben Schwarz steht, einer der ganz heißen Kandidaten, wenn es in drei Jahren um die Eckstein-Nachfolge geht.

Die Liste im Detail:

  1. Herbert Eckstein, Wendelstein
  2. Ben Schwarz, Georgensgmünd
  3. Dr. Hannedore Nowotny, Roth
  4. Sven Ehrhardt, Roth
  5. Christine Rodarius, Hilpoltstein
  6. Markus Mahl, Hilpoltstein
  7. Elke Lades-Eckstein, Wendelstein
  8. Marcel Schneider, Rednitzhembach
  9. Susanne König, Abenberg
  10. Robert Pfann, Schwanstetten
  11. Ursula Klobe, Thalmässing
  12. Felix Fröhlich, Rohr
  13. Christine Waitz, Roth
  14. Maximilian Lindner, Wendelstein
  15. Ute Mahl, Hilpoltstein
  16. Andreas Buckreus, Roth
  17. Irene Heckel, Georgensgmünd
  18. Klaus Vogel, Wendelstein
  19. Jutta Niedermann-Kriegel, Kammerstein
  20. Andreas Schermeyer, Thalmässing
  21. Maria Brunner, Heideck
  22. Bernd Krebs, Spalt
  23. Buse Ergüno, Allersberg
  24. Thomas Schulz, Büchenbach
  25. Dr. Anja Tobermann, Wendelstein
  26. Markus Schneider, Greding
  27. Anita Kohl, Rednitzhembach
  28. Werner Bäuerlein, Abenberg
  29. Petra Hoefer, Roth
  30. Richard Erdmann, Roth
  31. Dr. Danielle Bartes, Abenberg
  32. Eduard Riehl, Allersberg
  33. Barbara Sterner, Spalt
  34. Benjamin Beringer, Hilpoltstein
  35. Irene Schinkel, Büchenbach
  36. Dr. Benjamin Waldmann, Wendelstein
  37. Evelyn Hartmann-Hauselt, Roth
  38. Richard Fleischer, Röttenbach
  39. Dr. Nadine Ruppel, Georgensgmünd
  40. Markus Schaffer, Roth
  41. Danielle Rodarius, Hilpoltstein
  42. Lukas Falkner, Rednitzhembach
  43. Ulla Bächle, Wendelstein
  44. Andre Itjes, Heideck
  45. Petra Metzger, Wendelstein
  46. Jobst-Bernd Krebs, Schwanstetten
  47. Hedwig Waldmüller, Hilpoltstein
  48. Herbert Wildfeuer, Allersberg
  49. Lisa Luff, Wendelstein
  50. Markus Dischner, Greding
  51. Margit Grüßner, Wendelstein
  52. Uli Hallmeyer, Spalt
  53. Hans Raithel, Roth
  54. Benno Schuh, Büchenbach
  55. Thomas Weißfeld, Greding
  56. Wolfgang Lebok, Roth
  57. Uwe Beyer, Georgensgmünd
  58. Dr. Axel Zessin, Schwanstetten
  59. Dr. Edgar Michel, Roth
  60. Josef Lerzer, Hilpoltstein

Quelle: Robert Gerner, Schwabacher Tagblatt. Wir danken für die freundliche Überlassung des Artikels.

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