Verletztes Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung

v.l. Sven Ehrhardt, Maximilian Lindner, Natascha Kohnen, Marcel Schneider, Kevin Kühnert

26. September 2018

Großes Interesse an Talk zwischen SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen und Kevin Kühnert

LANDKREIS ROTH - Knapp 300 Besucher sowie ein Dutzend Medienvertreter aller großer TV-Sender – die Talk-Runde der bayerischen SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen mit dem Juso-Bundesvorsitzenden Kevin Kühnert in Wendelstein bildete den Höhepunkt des Wahlkampfes der hiesigen Sozialdemokraten im Landkreis Roth.

Durch die Causa Maaßen stand die Veranstaltung am Sonntagabend unter einem besonderen Stern, zeigten sich doch Kohnen wie auch Kühnert in den zurückliegenden Tagen als innerparteiliche Kritiker der zunächst angedachten Beförderung des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten.

Politiker-Activity

Diese spielte in Wendelstein zunächst jedoch keine Rolle. Denn bevor die beiden SPD-Spitzenpolitiker ihre rund eineinhalbstündige Gesprächsrunde beginnen konnten, wurden sie vom Veranstalter und Moderator, dem Juso-Kreisvorsitzenden Maximilian Lindner, gemeinsam mit dem hiesigen Landtagskandidaten Marcel Schneider und dem Bezirkstagskandidaten Sven Ehrhardt zum „Politiker-Activity“ gebeten.

In Anlehnung an das bekannte Gesellschaftsspiel durften die Teilnehmer verschiedene Begriffe des politischen Alltagsgeschäfts wahlweise erklären, zeichnen oder in Pantomime darstellen. Als „Preis“ für ein erratenes Wort winkten die von diversen heimischen Biersorten addierten Prozente. Mit immerhin 22 Prozent ging die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende und Landeschefin Natascha Kohnen als Gewinnerin von der Bühne.

Nicht weniger unterhaltsam verlief der anschließende Talk zwischen Kohnen und Kühnert. Das Publikum erfuhr beispielsweise, dass es die fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten waren, welche Natascha Kohnen einst zur Kommunalpolitik brachten. Gelächter gab es, als der fernsehbekannte Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert mit einem Augenzwinkern erklärte, lediglich eineinhalb Kilometer von seinem Geburtskrankenhaus entfernt zu wohnen: „Recht weit habe ich es also noch nicht gebracht“.

Steuern in der Pflege auf eine Wand zu

Aber auch ernste politische Themen wie die staatliche Förderung des sozialen Wohnungsbaus, ein gerechteres Rentensystem oder der entschiedenere Kampf gegen rechts kamen in der anschließenden Diskussion mit dem Publikum nicht zu kurz. Für Kühnert bilde die bevorstehende Landtagswahl auch eine „Abstimmung über den politischen Stil“ und lobte die bayerische Spitzenkandidatin für ihren sachthemenorientierten Wahlkampf-Ansatz. Die SPD-Frontfrau Kohnen kritisierte in diesem Zusammenhang den CSU-Vorsitzenden und Bundesminister Horst Seehofer, der mit seiner Rhetorik zu einer Spaltung des Landes beitrage.

Der Rother SPD-Bezirkstagskandidat Sven Ehrhardt brachte in der Fragerunde das Thema der zukünftigen Pflegepolitik aufs Tableau: „Angesichts von stetig steigenden Heimkosten und tausenden unbesetzten Pflege-Stellen steuern wir hier auf eine Wand zu, wenn die Politik dem Pflegesystem nicht grundlegend eine neue Richtung gibt“.

Abstimmung über politischen Stil

Am Thema Maaßen kamen Kohnen und Kühnert dann trotzdem nicht vorbei, zielten doch zahlreiche Fragen aus dem Publikum auf die umstrittene Personalentscheidung und auch der SPD-Landtagskandidat Marcel Schneider bekundete zum Abschluss: „Die Bevölkerung sieht hier ihr Gerechtigkeitsempfinden verletzt“. Der Fall Maaßen war es dann auch, der zu einer Verlängerung des „Arbeitstages“ der beiden SPD-Bundesvorstandsmitglieder Kohnen und Kühnert führte.

Während die knapp 300 Besucher nach 2,5 Stunden nach Hause durften, galt es für die beiden führenden SPD-Politiker, den zeitgleich ausgehandelten Koalitionskompromiss über die Versetzung des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten ins Innenministerium gegenüber den Fernsehjournalisten zu kommentieren.

Donaukurier (PDF, 157 kB)

NN_KohnenPlusKühnert (PDF, 555 kB)

Nürnberger Zeitung (PDF, 295 kB)

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