Wendelstein – Es ist kaum mehr zu übersehen: Die Nahversorgung in den Wendelsteiner Ortsteilen Sperberslohe und Röthenbach, aber auch in den nordwestlichen Teilen des Hauptorts ist für Bürger ohne Auto nicht mehr gewährleistet. Der Ortsverband von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und die SPD Wendelstein besuchten deshalb gemeinsam den Dorfladen „Unser Markt“ in Leerstetten. Dieser ist ein erfolgreiches Beispiel, wie die Nahversorgung trotz Konkurrenz von Supermärkten und Discountern aufrechterhalten werden kann. Die beiden Parteien sind überzeugt: Es braucht ein breites Bündnis aus der Bürgerschaft heraus, um die Problematik in Wendelstein anzugehen.
„Gerade in Röthenbach hat es ja seit dem Ende des Attracta-Markts vor über zehn Jahren mehrere Versuche gegeben, die fußläufige Nahversorgung zu erhalten.“, so SPD Bürgermeisterkandidat Klaus Vogel. „Gescheitert sind die Nachfolgeprojekte leider auch daran, dass viele Röthenbacher lieber mit dem Auto nach Feucht oder Wendelstein fahren – vielleicht war aber auch die Ausrichtung der Händler jeweils zu ehrgeizig.“ Es komme daher eher eine Lösung in Frage, die geringere Anforderungen an Gewinn, Einzugsbereich und Ladenflächen stelle, zugleich aber auf die Bedürfnisse der Röthenbacher eingehe.
Der Vorsitzende der Grünen Boris Czerwenka stellt ähnliche Überlegungen an: „Interessant ist doch: Auch hier in Leerstetten gibt es in unmittelbarer Nähe Konkurrenz durch Kaufland oder Netto, wo vor allem die motorisierten Bürger einkaufen können. Und dennoch läuft der Dorfladen seit fast einem Jahr mit positiver Tendenz.“ Vor der Eröffnung haben die Bürger in einer Befragung angegeben, dass Ihnen die Erreichbarkeit, Qualität und regionale Herkunft der Produkte wichtiger seien als der Preis.
Das Konzept des Dorfladens gibt es nun schon zweimal im Landkreis: Neben Leerstetten gründete sich auch in Röttenbach aus einem Arbeitskreis der Bürgerschaft heraus der Dorfladen, dort als Genossenschaft. In Schwanstetten unterstütze der Gemeinderat die Bemühungen mit einer Bürgschaft sowie einer Machbarkeitsstudie, die grünes Licht für eine fußläufig erreichbare kleine Einkaufsmöglichkeit gab. Fußläufig erreichbar bedeutet im Falle des Dorfladens in Leerstetten einen projektieren Radius von ca. 200 Metern – es kommen aber durchaus auch weiter entfernt lebende Kunden. Im Wendelsteiner Ortsteil Röthenbach ist die nächste Einkaufsmöglichkeit über einen Kilometer entfernt, das Potential für einen Dorfladen ist also ebenfalls gegeben.
„Das Beispiel des Dorfladens in Schwanstetten zeigt: Es sind gerade in Röthenbach noch nicht alle Möglichkeiten ausgereizt. Die Gemeinde kann freilich nicht für den Umsatz sorgen, aber sie kann eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben – wie das in Schwanstetten geschehen ist. In Röthenbach könnte sie zudem bei der Suche nach Ladenflächen mitwirken. Nicht zuletzt könnte die Gemeinde mit Informationsveranstaltungen und Referenten den Impuls setzen, dass das Thema Dorfladen unter den Bürgern diskutiert.“
SPD und Grüne wollen das Thema weiter verfolgen. „Klar ist allerdings: Es muss Engagement aus der Bürgerschaft geben, sonst wird das nichts. Wir wollen von politischer Seite aber dafür Sorge tragen, dass es größtmögliche Unterstützung gibt und die Gemeinde hilft, das Projekt Dorfladen anzuschieben“, sind sich Klaus Vogel und Boris Czerwenka einig.