Zu einem Meinungsaustausch trafen sich die Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion mit Landrat Herbert Eckstein und dem Vorstand der Klinik, Werner Rupp.
Dass die Kreisklinik eine gute Entwicklung in den letzten 30 Jahren hinter sich hat, darüber waren sich Kommunalpolitik und Vorstand einig. Man hatte aber auch vor Augen, dass gewaltige Veränderungen bewältigt werden müssen.
Die Qualität der Kreisklinik auch in Zukunft sicherzustellen, ist eine der Hauptherausforderungen. „Unsere Klinik hat sich zu einer der wichtigsten Einrichtungen für die Menschen im Landkreis entwickelt“, davon brauchte weder der Landrat noch der Vorstand der Klinik, Werner Rupp, die Anwesenden zu überzeugen. „Die Menschen wollen ihre wohnortnahe Versorgung mit überschaubaren Strukturen“. Die soll es im Landkreis Roth möglichst immer geben, wenn es nach dem Willen der SPD KreisrätInnen geht.
Sowohl der zunehmende Fachkräftemangel als auch die geringe Wertschätzung der sozialen Berufe in der Gesellschaft erschweren allerdings zunehmend die Arbeit. Teilweise müssten attraktivere Rahmenbedingungen geschaffen werden, appellierte Rupp an die Kommunalpolitiker.
Schwer zu verkraften ist ebenfalls die völlige Überlastung der Notaufnahme. Immer mehr Patienten nutzten die Notaufnahme wg. klassischer ambulanter Notfälle, anstatt den ambulanten Bereitschaftsdienst anzufragen.
Als Lösungsansatz wurde die Einrichtung einer zentralen Bereitschaftspraxis diskutiert. Als idealen Standort sahen alle die Klinik an.
Alle beteiligten Seiten würden davon profitieren, war Dr. Hannedore Nowotny, Mitglied im Verwaltungsrat der Klinik, überzeugt: die Patienten, die Ärzte, die Krankenkassen und die Klinik. Finanzielle Vorteile seien für die Klinik zwar eher gering, aber die Notfallambulanz würde spürbar entlastet, die Versorgungssicherheit der Patienten gefestigt. „Und es wäre eine zukunftsfähige Lösung für den Landkreis, da laufen Sie bei mir offene Türen ein“, bestätigte Werner Rupp. Den Schritt könne man aber nur wagen, wenn die niedergelassenen Ärzte auch für diese Idee gewonnen werden könnten.
Bayernweit gibt es inzwischen einige solcher Bereitsschaftspraxen, die in den Räumen von Kliniken untergebracht sind und im Bedarfsfall auch die dortige Infrastruktur mitnutzen können. Das hat für die niedergelassenen Ärzte im Bereitschaftsdienst Vorteile, aber auch für die Klinik, deren Notfallambulanz tatsächlich spürbar entlastet werden könnte. Am besten sei es aber für die Patienten, die auch außerhalb der Sprechzeiten eine feste Anlaufstelle haben. Hausarztunterstützung - auf die Region zugeschnittene Modelle sind gefragt Rupp bat ebenfalls zu berücksichtigen, dass es schon in absehbarer Zeit in ländlichen Räumen Überlastungsprobleme in der Gesundheitsversorgung geben wird. Gerade weil die Altersstruktur sowohl der Patienten als auch der Ärzte ungünstiger und der Bedarf an medizinischen und pflegerischen Leistungen im stationären und im ambulanten Bereich ansteigen werde, sei abzusehen, dass sich die Situation in der Grundversorgung weiter verschärfe.
Ärztemangel und demografischer Wandel tragen dazu bei, dass sich das Aufgabenspektrum von Krankenschwestern und Arzthelferinnen erweitert - an dieser Feststellung führt kein Weg vorbei, machte Rupp den KommunalpolitikerInnen deutlich. Eine Umorientierung sei nötig. In einigen Bundesländern sei man schon einen Schritt weiter, belegte er anhand einiger Beispiele.
Gerade weil die Aufgaben vielfältiger werden und möglichst alle Akteure an der Umorientierung mitwirken müssen, werteten die SPD KreisrätInnen diesen Bereich als „enorme Herkulesaufgabe“. Man benötige ein Konzept, das ständig auf die Herausforderungen angepasst werde, so die Fraktionssprecherin Christine Rodarius, und zwar am besten auf die Belange unseres Landkreises bzw. unserer Region zugeschnitten.
„Bei der Suche nach Lösungsansätzen wäre die Klinik dabei“, versicherte Werner Rupp.
Neben all den inhaltlichen Aspekten darf aber auch nicht vergessen werden, dass in Teilbereichen eine Sanierung der Klinik demnächst anstehe. Immerhin komme die Klinik allmählich „in die Jahre“. Einige Bereiche müssten angegriffen werden. Abgesehen davon, dass es für manche Bereiche keinerlei Förderung geben wird (z.B. Apotheke, Küche), ist die zusätzliche Herausforderung, im laufenden Betrieb zu sanieren. Dafür bedarf es ebenfalls eines durch durchdachten und organisierten „Masterplans“, der all diese Belange berücksichtigt.
„Dieses Gebiet wird wohl auch den Kreistag über einen längeren Zeitraum beschäftigen“, waren die Mitglieder der Kreistagsfraktion überzeugt.